„Recha Katz, geboren 1939, ermordet 1943 in Auschwitz“, liest Lennard am Mahnmal der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau laut vor und hält inne. Es ist einer von 204 Namen von Juden, die in Grevenbroich den Nationalsozialismus erlebten. Nur wenige haben den Holocaust überlebt.
Die Aufmerksamkeit der 137 Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte liegt vollständig auf denjenigen, die die Namen am Ende der sechsstündigen Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz nun vortragen.
Seit September hatten sich die Jugendlichen aller weiterführenden Schulen Grevenbroichs gemeinsam in mehreren Vorbereitungsseminaren inhaltlich und persönlich auf den Besuch der Gedenkstätte eingestimmt.
„Das Fahrtkonzept der Gedenkstättenfahrt zum ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Zum einen entscheiden sich alle freiwillig zur Teilnahme und zum anderen sind Schülerinnen und Schüler aller fünf weiterführenden Schulen Grevenbroichs ab Klasse 9 eingeladen gemeinsam zu fahren“, führt Sebastian Potschka, Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Diedrich-Uhlhorn-Realschule und Leiter der Gedenkstättenfahrten aus.
Seit 2015 gibt es das Angebot, das jährlich mehr Schülerinnen und Schüler wahrnehmen.
„Obwohl ich bereits sehr viele Dokumentationen über Auschwitz gesehen habe, habe ich vor Ort viel dazu lernen können“, stellt Simon Schotten fest. „Mir wurde vor Ort beispielsweise der unglaubliche Leidensweg der Menschen deutlicher als je zuvor vor Augen geführt.“
Inhaltlich wird die Fahrt von einem Netzwerk von engagierten Lehrkräften aller weiterführenden Schulen und dem Geschichtsverein Grevenbroich unterstützt. Die Landesregierung NRW fördert die Fahrt darüber hinaus finanziell.
Am Ende der Namensverlesung in der Gedenkstätte folgt eine gemeinsame Schweigeminute und die Niederlegung von mitgebrachten Gedenkgegenständen: Selbstbemalte Steine, Kerzen, Briefe und ein gelbes Spielzeugauto.
Nur der Wind in den Birken ist zu hören als eine Schülerin flüstert: „Wäre Recha nicht ermordet worden, wären ihre Enkel vielleicht jetzt in unserer Klasse…“