Realschülerinnen und Realschüler engagieren sich in Workshop entschieden gegen Alltagsrassismus
In der Aula der Diedrich-Uhlhorn-Realschule wird es laut. Verteilt auf mehrere Tische sitzen 16 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 und diskutieren. Einige ruhig und sachlich, andere deutlich und emotional. Nach drei Minuten ertönt ein Gong und die Aufmerksamkeit liegt sofort bei Referentin und Schauspielerin Karin Kettling. Sie leitet an diesem Morgen den Workshop „Strategien gegen Alltagsrassismus“ an Grevenbroichs einziger Realschule für die 16 Freiwilligen.
Bereits in der Einstiegsrunde wurde deutlich, dass die Jugendlichen in ihrem Alltag immer wieder Situationen erleben, in denen sie Vorurteilen und Parolen ausgesetzt sind. Mit Hilfe einer Spielszene im fiktiven Restaurant „Zur deutschen Ayshe“ vermittelt Kettling den Unterschied zwischen offenem und geschlossenem Weltbild und gibt praktische Tipps für souveräne Gesprächsführung.
„Das sehe ich anders. Wie kommst du darauf?“, fragt Sebastian Luca, der im Rollenspiel gerade ein Vorurteil gegen Ausländer formuliert hat. Luca wiederholt seinen Vorwurf, aber Sebastian wendet die eben erlernte Strategie des interessierten Nachfragens weiter an: „Mein Erfahrungen sind anders. Hast du das so schon erlebt?“ Ardit, der die Rolle des Beobachters einnimmt, lobt nach dem Gong, wie souverän Sebastian vorgegangen ist, ohne Luca zu verurteilen oder zu provozieren.
„Die Jugendlichen bringen bereits viele angemessene Verhaltensweisen mit und ergänzen im Workshop einige Strategien“, erläutert Karin Kettling, die häufig von Schulen mit ihrem Angebot gebucht wird.
„Wir sind seit sechs Jahren ausgezeichnet mit dem Titel `Schule ohne Rassismus´ und greifen das Thema vielfältig im Laufe eines Schuljahres auf. Der Workshop hier ist ein ganz besonderer Baustein unseres Konzepts. Dass so viele freiwillig heute teilnehmen, unterstreicht das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler“, freut sich Sebastian Potschka, Vertrauenslehrer an der Realschule.
Der Schülerrat hatte die Finanzierung des Workshops aus der SV-Kasse einstimmig beschlossen. Coronabedingt war die Veranstaltung immer wieder verschoben worden.
„Ich war am Anfang skeptisch, bin aber sehr froh teilgenommen zu haben, weil ich Neues mitnehmen konnte“, zieht Sebastian stolz Fazit.