Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 absolvieren im Lockdown ihr Praktikum mit kreativen Alternativen.
Pünktlich um 8 Uhr startet die Videokonferenz mit dem Namen „Alternativpraktikum“ an diesem Montag und versammelt in zwei Gruppen 55 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9, die im Lockdown keinen Praktikumsplatz finden konnten. 58 Ihrer MitschülerInnen starten zeitgleich in Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien, Industriebetrieben, Ingenieurbüros oder beim Dachdecker um die Ecke. Ganz praktisch wird es jedoch für alle: Heute stehen vier Expertengespräche mit der Polizei, der Bundeswehr, der Bayer AG und dem Autohaus Kniest auf dem Stundenplan.
„Wir haben schon sehr früh überlegt, wie wir mit dem Thema Praktikum unter den gegebenen Umständen umgehen wollen“, sagt Lehrerin Katharina Steinberg, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Sebastian Potschka die Berufswahl koordiniert. „Es war klar, dass wir eine Alternative zum regulären Praktikum für diejenigen anbieten werden, die keinen Platz finden und sind doch positiv überrascht, dass gut die Hälfte der Jahrgangsstufe gerade in der Arbeitswelt unterwegs sein kann.“
Beide wissen, wie wichtig der mehrwöchige Einblick in das Berufsleben für die Jugendlichen ist, die in der Regel ein Jahr später an der Realschule ihren Schulabschluss machen. Daher orientiert sich das alternative Praktikum, das Steinberg und Potschka auch mit Materialien der Agentur für Arbeit und der Kommunalen Koordinierung der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ in den vergangenen Wochen neu entwickelt haben, an ganz konkreten Alltagsaufgaben aus verschiedenen Ausbildungsberufen: Neben Bausteinen zur Selbstfindung und -einschätzung sowie Bewerbungstraining schlüpfen die SchülerInnen nach einem morgendlichen Briefing jeden Tag in eine andere berufliche Rolle und müssen dabei beispielsweise einen Marketingflyer für das eigene Fitnessstudio entwerfen, der fiktiven Abteilungsleiterin einen Flug nach New York buchen, die Kostenaufstellung für einen Schulausflug erstellen oder einen Supermarkt als Modell bauen.
Bei Michelle kommt das Konzept super an: „Ich habe mich bei vierzehn Betrieben beworben und nur Absagen bekommen. Jetzt kann ich hier trotzdem ganz praktisch arbeiten und Erfahrungen sammeln.“
Das Praktikum endet am letzten Schultag vor der Osterferien und wird anschließend gemeinsam mit den SchülerInnen im Unterricht ausgewertet werden.