„Das ist die coolste Schule der Welt“, ruft Heliocopta vom Rapper-Duo „Peti Free“ von der Bühne ins Mikrofon und erntet begeisterten Beifall von den rund 500 versammelten Schülerinnen und Schülern, die dicht gedrängt auf dem Schulhof stehen. „Wenn ich meinen Schulleiter damals gefragt hätte, ob wir HipHop in der Schule machen können, hätte der mich rausgeschmissen. Und ihr macht einfach ein komplettes Musikfestival. Wahnsinn!“, ergänzt er noch, bevor die beiden ihren ersten Song präsentieren.
Das Musikfestival „Color Jam“ der Diedrich-Uhlhorn-Realschule ist in diesem Jahr der Auftakt zur jährlichen Projektwoche, die unter dem Motto „Schule ohne Rassismus“ stattfindet.
Bereits 2016 hatte die Wevelinghovener Schule den gleichnamigen Titel verliehen bekommen und setzt sich seitdem mit verschiedenen, regelmäßigen Aktionen gegen Rassismus und für mehr Toleranz im Alltag ein.
„In unserer Projektwoche arbeiten wir an zwei Tagen inhaltlich zum Thema und setzen Fair Play und respektvollen Umgang miteinander dann praktisch beim Sportfest um“, erläutert Sebastian Potschka, Lehrer und Leiter der Projektwoche nicht ohne Stolz. „Das ist nicht ohne Anstrengung, vor allem für die Kolleginnen und Kollegen zum Schuljahresende noch einmal alles zu geben, aber das Engagement für unsere Schülerinnen und Schüler lohnt sich“, ist sich Sebastian Potschka sicher.
An sechs Schultagen sind 486 Schülerinnen und Schüler mit ihren 45 Lehrerinnen und Lehrern in und um die Schule herum unterwegs, reinigen das Erftufer, begegnen Zeitzeugen, besuchen Gotteshäuser verschiedener Religionen, kommen ins Gespräch mit Experten, werden in Kommunikationstechniken geschult oder erleben ihre Klassengemeinschaft in Teamspielen ganz neu. Insgesamt werden 44 Einzelaktionen durchgeführt, die meist im Klassenverband, aber auch als gesamte Schulgemeinschaft erlebt und durchgeführt werden.
Ergänzt wird die Projektwoche noch durch einen Kinotag, bei dem, nach Jahrgangs- und Altersstufen getrennt, preisgekrönte Filme zum Thema Toleranz und Rassismus gezeigt werden.
Schülersprecher Ajay Newton freut sich: „Es ist richtig cool, dass in der letzten Woche nochmal richtig was abgeht bei uns in der Schule. Wir haben im Schülerrat ein Jahr an der Vorbereitung gearbeitet.“
Das Programm und die Gesamtstruktur der Projektwoche kommt seit Jahren von Seiten der Schülervertretung, die an der Diedrich-Uhlhorn-Realschule besonders aktiv ist und bei der letzten Qualitätsanalyse der Bezirksregierung Düsseldorf im Januar 2017 als „beispielhaft für andere Schulen“ bewertet wurde.
„Dass unsere Schülerinnen und Schüler im Rahmen der vorgegeben Strukturen im System Schule Verantwortung übernehmen, sich mit Ideen und Engagement einbringen und so Schule aktiv mitgestalten können, ist fester Bestandteil unseres Schulprogramms und ist von der Schulleitung, über die Lehrerinnen und Lehrer bis hin zu den Elternvertretern absolut selbstverständlich“, stellt Sebastian Potschka, SVVerbindungslehrer noch einmal fest.
Nicht nur den Schülerinnen und Schülern, sondern auch dem Vorsitzenden der SPD Kreistagsfraktion im Rhein-Kreis Neuss, Rainer Thiel, heizten die Musiker von Peti Free, aber auch die anderen Bands rund um „TheTiPS“ oder die Grevenbroicher Punkrocker „Datenschmutz“, die alle ohne Gage für den guten Zweck auftraten, ein. Er hatte 2016 die Patenschaft für den Titel „Schule ohne Rassismus“ für die Wevelinghovener übernommen und ist seitdem immer mit dabei, wenn es um die konkrete Projektarbeit geht.
Anjela Dhingra, Politiklehrerin und Organisatorin des Musikfestivals zieht am Ende des Festivaltages beim Zusammenfegen der Festival-Armbänder auf dem Schulhof begeistert Bilanz: „Das war schon ein Experiment, unseren Schülerinnen und Schülern ein Musikfestival mit verschiedensten Stilrichtungen und echter Open-Air-Konzertatmosphäre anzubieten. Aber unsere intensive Vorbereitung und das stimmige Gesamtkonzept in enger Abstimmung mit dem Schülerrat ist voll aufgegangen.“
Dabei deutet sie mit dem Besen auf den Treppenabgang der Bühne, auf dem im Hintergrund die Rapper von „Peti Free“ stehen und seit 20 Minuten Autogramme auf Schulhefte, Pullover und hingehaltene Teenagerarme geben, obwohl die Veranstaltung schon lange beendet ist.