20170602
Christa Teiner berichtet Schülerinnen und Schüler der Diedrich-Uhlhorn-Realschule über ihre politische Gefangenschaft in der DDR

Christa Teiner beginnt die Geschichtsstunde für die 10.Klässler mit einem Paukenschlag: „Ich bin 77 Jahr alt und war im Gefängnis!“ Die Ärztin trägt Rock und weiße Bluse, ist freundlich, zuvorkommend und liebenswürdig zu den Schülerinnen und Schülern und entspricht so gar nicht dem Klischee einer Straftäterin.

Mit der ungeteilten Aufmerksamkeit der anwesenden Klasse 10c klärt sie auf, dass sie wegen illegalem Grenzübertritt und Urkundenfälschung in der DDR zu drei Jahren Haft verurteilt und dann nach acht Monaten von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft wurde.

Zahlreiche Nachfragen der Schülerinnen und Schüler vermitteln in der folgenden Fragerunde schnell ein Gesamtbild von Deutschlands jüngster Geschichte. „Sind Sie jemals wieder in die DDR zurückgekehrt, nachdem Sie Westdeutsche waren?“ Christa Teiner zögert nicht lange: „Selbstverständlich. Ich musste jedoch meinem Sohn die Micky-Maus-Hefte verbieten, weil diese als kapitalistische Propagandaschriften an der Grenze eingezogen worden wären und Anlass für stundenlange Durchsuchungen gewesen wären. Was ist das für ein Staat, der einem Kind Comics verbietet?“

Teiners Worte verfehlen ihre Wirkung nicht. „Solche Veranstaltungen laden die Schülerinnen und Schüler auch dazu ein, die eigenen Eltern und Großeltern als Zeitzeugen jüngster Geschichte wahrzunehmen und ins historische Gespräch zu kommen“, ist sich Sebastian Potschka, Geschichtslehrer und Organisator der Zeitzeugengespräche sicher.

Finanziert wurde die Veranstaltung von der Stiftung HSH in Berlin-Hohenschönhausen.

Sebastian Potschka
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Go to top